Auguste Grießelich

Die Literarische

Auguste Grießelich (1805 – 1863) heiratete 1825 den Darmstädter Advokaten Karl Buchner (1800 – 1872), einen engagierten Demokraten und literarisch-politischen Publizisten des Vormärz.

Auguste Grießelich

Auguste Buchner, geb. Grießelich

Die Buchners hatten ein offenes Haus, in dem vor allem politisch engagierte Schriftsteller des Vormärz wie Ferdinand Freiligrath, Eduard Duller, Hofmann von Fallersleben und zahlreiche andere verkehrten. Auch Karl Buchner schrieb Gedichte und veröffentlichte 1844 seine politische Autobiographie Ein deutscher Advokat. Vor allem aber publizierte er zu aktuellen Themen der Zeit.

Karl Buchner

Karl Buchner

Auguste führte den Haushalt mit ihren Kindern und all den vielen Gästen. Fünf Kinder hatten die Buchners, vier Knaben, die allesamt gelehrte Berufe ergriffen und zahlreiche Bücher publizierten und Marie, die unverheiratet blieb und reihum in den Familien ihrer Brüder im Haushalt half und deren Kinder mit versorgte.

In einem Brief berichtet Auguste 1841 einer Freundin von ihren Kindern:

Meine vier Söhne […] sind […] prächtige Buben, und ich bin eine stolze und glückliche Mutter. Wilhelms Vielseitigkeit und Fleiß setzen mich immer in Erstaunen, es gibt nichts, an dem er achtlos vorüberginge, und doch wird seine Gewissenhaftigkeit ihn stets vor Dilletantismus bewahren. Er treibt jetzt sechs Sprachen, Griechisch, Latein, Hebräisch, Französich, Englisch und Italienisch, und er meinte unlängst, wenn er noch Deutsch hinzunähme, dann könne er, wie einst Goethe, sieben Geschwister in verschiedenen Sprachen sich unterhalten lassen. Er ist völlig ohne Eitelkeit, und bei viel Ernst noch sehr kindlich. Otto ist lange nicht so universell, sein Hauptinteresse wendet sich den Naturwissenschaften zu, und sein Steckenpferd sind Meteoriten. Gemütlich, beinahe ein wenig phlegmatisch, nimmt er das Leben, wie es kommt und ist froh in seiner Haut. Den beiden andern Brüdern ist Adolf leiblich weit über den Kopf gewachsen. Wie verschieden sind sie doch voneinander! Wilhelm blauäugig, Otto brünett, beide zierlich von Wuchs, Adolf lang und schmal mit gebogener Nase, und der kleine Karl, der von Marie unzertrennlich ist, das Urbild eines kernfesten Jung-Siegfried. Wenn er ins Zimmer tritt, rotwangig, mit leuchtenden Blauaugen, das Gesicht von glühendem, rotblondem Haargelock umwallt, dann ist es, als ob  Licht in die Stube fiel. Geistige Besonderheiten zeigt er noch nicht, er freut sich an Spiel, an Klettern und Schwimmen. In der Schule weder gut noch schlecht, begnügt er sich mit einem bequemen Mittelmaß, das ich ihm wohl gönne, meinem Mann dagegen gar nicht zusagt. Aber ich meine, man soll jedem jungen Menschenkind seine Entwicklung lassen und nicht drängen. Es kommt schon alles beizeiten, findest Du nicht auch? Unsere kleine Marie ist auch so ein Kind, dem man Zeit lassen muß. Man kann sie nicht eigentlich begabt nennen, aber sie hat einen klaren, guten Verstand und ein weiches, treues Herz. Ganz im Gegensatz zu unserer Pflegetochter Mathilde, lebt sie völlig ohne Ehrgeiz und in rührendster Fürsorge für die Brüder dahin. Dafür lieben die  Buben das »Kindle« aber auch sehr, und sollte sie einmal unvermählt bleiben, so wird sie nicht verlassen sein.
[Marie Buchner, Aus Urgroßeltern Zeit, S. 86f.]

Der Älteste, Wilhelm (1827 – 1900) wurde Lehrer und Direktor der Höheren Töchterschule in Krefeld, daneben veröffentlichte er vor allem literaturwissenschaftliche Schriften. Otto (1828 – 1897) war Lehrer, Naturforscher und Historiker. Adolf (1829 – 1911) Kirchenjurist und Präsident des Oberkonsistorialrats in Darmstadt; die einzige Tochter, Marie (1832 – 1891), blieb tatsächlich unverheiratet aber auch unvergessen durch das literarische Denkmal, welches ihr ihre Nichte setzte, und der jung verstorbene Karl (1837 – 1874) wurde Schriftsteller.

Mehr zur Geschichte der Buchner ist im Buchner-Blog zu finden.